Regionale Wertschöpfungsketten der Zukunft für pflanzliche Lebensmittel mit Arten- und Klimaschutzleistungen durch digitale Technologien

Über das Projekt

Bei regiopakt handelt es sich um eine Verbundforschungsprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Innerhalb der angehenden Zukunftsregion Franken-Hohenlohe wird untersucht, wie mithilfe der Digitalisierung nachhaltige Wertschöpfungsketten für pflanzliche Nischenkulturen zur menschlichen Ernährung etabliert werden können. Gleichzeitig wird dabei betrachtet, welche Arten- und Klimaschutzleistungen durch diese Wertschöpfungsketten erbracht und die entstandenen Vorteile regional vermarktet werden können. Die Betriebe der Zukunftsregion erhalten dadurch die Möglichkeit zur Diversifizierung und der Mitgestaltung einer gesunden Ernährung. Regiopakt gehört zu den vier Zukunftsregionen, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert werden.

Problemstellung

Welche Herausforderungen innerhalb der Landwirtschaft sind für regiopakt relevant?

Landschaft mit bluehenden und bunten Pflanzen in der Abendsonne.
© Ana maria Serrano / via Getty Images

Rückgang Artenvielfalt

Mit der stärkeren Intensivierung der Landwirtschaft innerhalb der letzten Dekaden ist in Westeuropa die Artenvielfalt in vielen Regionen erheblich zurückgegangen. Dieser Rückgang ist besonders in den Bereichen der Agrobiodiverstität, der Ackerwildkräuter und der tierischen Vielfalt von Vögeln und Insekten innerhalb Agrarlandschaften sichtbar. Viele Initiativen der letzten Jahren haben einen Zusammenhang zwischen der Artenvielfalt innerhalb Agrarlandschaft und der Beschaffenheit unserer Landwirtschaftssysteme feststellen können. So betont der „Global Biodiversity Outlook 5“ der Vereinten Nationen, dass die Notwendigkeit einer besseren Integration von Biodiversitätsbelangen in die Agrarpolitik und -praxis sowie einer besseren Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren besteht. Auch der Bericht „The State of the World’s Biodiversity for Food and Agriculture“ von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) kommt zu diesem Ergebnis und betont darüber hinaus, wie wichtig es ist, die Lebensmittelsysteme so umzugestalten, dass die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt gefördert wird.

Rissiger Ackerboden mit einer kleinen, grünen Pflanze in der Mitte.
© Environmantic / via Getty Images

Anpassung Klimawandel

Mit dem „Green Deal“ und der zugehörigen „Farm to Fork Strategy“ hat sich die Europäische Union verpflichtet, bis 2050 „klimaneutral“ zu werden. Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle beim Klimawandel, da sie sowohl durch Emissionen als auch durch Kohlenstoffsenken zur Treibhausgasbilanz beiträgt. Allerdings ist sie auch durch den Klimawandel selbst betroffen, was Auswirkungen auf die Produktion und die Lebensgrundlagen vieler Betriebe hat. Für die Landwirtschaft, die zusammengenommen mit dem Landnutzungswandel für ca. 18% der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich gemacht wird, ergibt sich jedoch nicht nur die Notwendigkeit der Adaptation des Klimawandels, sondern auch das Potenzial der Abschwächung, beispielweise durch regenerative Ackerbaustrategien, extensive Landnutzungsformen sowie dauerhafte Landschaftsstrukturelemente. Aufgrund der hohen Wechselwirkung zwischen der Förderung von Artenvielfalt und der Abschwächung des Klimawandels (sowie teilweise auch der Adaptation an den Klimawandel) in der Agrarlandschaft ist die Schaffung von climate- und biodiversity-smart landscapes möglich.

Verwittertes Gewächshaus ohne Scheiben mit viel Unkraut.
© Fhm / via Getty Images

Niedriges Einkommen in der Landwirtschaft

In den letzten 50 Jahren hat sich das landwirtschaftliche Einkommen in Deutschland stark verändert. In den 1970er-Jahren war die Landwirtschaft in Deutschland noch von traditionellen Familienbetrieben geprägt, die vor allem für den Eigenbedarf produzierten. Die Agrarpolitik in Deutschland und der EU hat sich seitdem stark verändert und hat zu großen Strukturveränderungen in der Landwirtschaft geführt. Größere Betriebe haben oft höhere Einkommen als kleinere, und Landwirte in strukturschwachen Regionen haben oft mit größeren Herausforderungen zu kämpfen. Hoch diversifizierte und kleinstrukturierte Agrarsysteme wie diejenigen in der hier betrachteten Zukunftsregion Franken-Hohenlohe besitzen klare kompetitive Nachteile auf den Weltmärkten. Allerdings haben sie den Vorteil, meist einen breiteren Mix an Ökosystemleistungen bereitstellen zu können, insbesondere hinsichtlich der Artenvielfalt. Aktuell wird diese Stärke selten oder gar nicht als Differenzierungsmöglichkeit am Markt genutzt und darüber hinaus nicht entsprechend vergütet.

Ein Teller mit Burger und Pommes.
© Joe Fox / via Getty Images

Ungesunde Ernährung

Eine ungesunde Ernährung ist ein ernstes Problem in Deutschland und hat in den letzten Jahrzehnten zu einer deutlichen Zunahme von ernährungsbedingten Krankheiten wie Adipositas, Diabetes und Herzerkrankungen geführt. Eine der Hauptursachen für ungesunde Ernährung in Deutschland ist der hohe Konsum von verarbeiteten und industriell hergestellten Lebensmitteln, die oft viel Zucker, Fett und Salz enthalten. Ein weiteres Problem in Deutschland ist der hohe Konsum von Fleisch und tierischen Produkten. Sowohl der Abschlussbericht der EAT-Lancet Commission als auch das Gutachten Politik für nachhaltigere Ernährung“ des WBAE sehen eine stärker pflanzenbasierte Ernährung als einen wichtigen Baustein für ein nachhaltiges Agrar- und Ernährungssystem sowie die eigene gesundheitliche Entwicklung. Auch wenn in den letzten Jahren ein leicht abnehmender Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in Deutschland zu sehen ist, liegt dieser mit rund 51kg im Jahr deutlich über den aktuellen Empfehlungen vieler Organisationen. Dieser hohe Konsum hat nicht nur Auswirkungen auf das Klima, sondern ebenfalls auf die eigene Gesundheit. So empfiehlt die „Planetary Health Diet“ einen Konsum von maximal 14g roten Fleisches und 29g Geflügel am Tag, was auf das Jahr gerechnet um die 16kg pro Person bedeutet.

Projektziele

Welche Ziele sollen innerhalb regiopakt erreicht werden?

Grafisch dargestellte Landschaft mit Wiesen, Bäumen, Sträuchern, einem Fluss und Ackerlandschaft

Etablierung regionaler und nachhaltiger Erzeugung von Nischenkulturen mit Ökosystemleistungen für die menschliche Ernährung

Regiopakt beschäftigt sich damit, wie verschiedene Anbausysteme mit nachweislichen Arten- und Klimaschutzleistungen in der Zukunftsregion Franken-Hohenlohe im Bereich der Nischenkulturen erfolgreich umgesetzt werden können. So bietet der Anbau von Leguminosen wie Kichererbsen, Lupinen und Linsen bereits einige Vorteile, wie Stickstofffixierung, Verbesserung der Bodenqualität, Wasserspeicherung, Förderung von Biodiversität sowie Klimaschutz. Wir möchten im Projekt gezielt herausfinden, welche Leistungen in Franken-Hohenlohe mit den regionalen Besonderheiten erbracht werden können. Ein Fokus liegt dabei auf der Entwicklung einer Wissensdatenbank für ackerbauliche Nischenkulturen und Nachhaltigkeitsbewertungen sowie einer gamifizierten Softwarelogik zur integrierten Bewertung von ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeitsleistungen.

Grafische Darstellung mit einer Verkäuferin hinter einem Schalter, die einer anderen Person Lebensmittel verkauft.

Aufbau innovativer und regionaler Wertschöpfungsketten für eine gesunde und nachhaltige Ernährung

Der Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten im Bereich von Nischenkulturen in der Zukunftsregion Franken-Hohenlohe ist ein wichtiger Bestandteil unseres Projekts. Zum einen soll dadurch eine gesunde Ernährung gefördert werden und zum anderen sollen die lokalen Akteure dazu befähigt werden, Nischenkulturen nachhaltig und ressourceneffizient anzubauen und zu verarbeiten. Eine wichtige Rolle spielen hierbei regionale Wertschöpfungsketten, die auf den lokalen Bedarf zugeschnitten sind und somit kurze Transportwege und eine gute Kommunikation mit den Konsumierenden in der Region ermöglichen. Dadurch werden neue Vermarktungsmöglichkeiten geschaffen und eine Diversifizierung der regionalen Landwirtschaft gefördert.

Grafische Darstellung mit unterschiedlich großen Kreisen, die durch Pfeile miteinander verbunden werden

Digitale Lösungen zur Etablierung und optimierten Gestaltung dieser Wertschöpfungsketten

Digitale Technologien können dabei unterstützen, die Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit der Produktion zu verbessern, die Vernetzung zwischen Erzeugern und Konsumierenden zu erleichtern und den Vertrieb der erzeugten Produkte über digitale Geschäftsmodelle zu fördern. Insbesondere junge Zielgruppen sind offen für digitale Kommunikation und E-Commerce, was auch bereits von einigen Anbietern erfolgreich genutzt wird. In diesem Zusammenhang beabsichtigen wir mit „regiopakt“, verschiedene Optionen für die Zukunftsregion Franken-Hohenlohe und ihre beteiligten Akteure entlang der Wertschöpfungskette zu untersuchen und zu erproben, um letztendlich aufzuzeigen, welche digitalen Lösungen der Region zugutekommen können.

Team

Wer arbeitet im Projekt?

Portraitfoto von einem Mann mit braunen, welligen Haaren und braunen Augen vor einem blauen Hintergrund.

Prof. Dr. rer. nat.
Markus Frank

Professor für Pflanzengesundheits­management (HfWU)

Verbundprojektleitung und Teilprojektleitung Anbausysteme mit Arten- und Klimaschutzleistungen (HfWU)

Portraitfoto von einem Mann mit blonden Haaren und blauen Augen vor einem grauen Hintergrund.

Prof. Dr.
Peter Breunig

Professor für Marketing und Marktlehre (HSWT)

Projektleitung (HSWT) und Teilprojektleitung digitale Betriebssysteme

Portraitfoto von einem Mann mit lockigen dunkelblonden Haaren, blauen Augen und Bart vor einem grauen Hintergrund.

Prof. Dr.
Simon Walther

Professor für Digitale Farm Management (HSWT)

Teilprojektleitung Geschäftsmodell-entwicklung (HSWT)

Ein Portraitfoto von einem Mann mit kurzen grauen Haaren und einer Brille vor einem grauen Hintergrund.

Prof. Dr. sc. agr.
Heinrich Schüle

Professor für Landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre (HfWU)

Teilprojektleitung ökonomische Bewertung (HfWU)

Ein Mann mit schwarzer Brille.

Prof. Dr. sc. agr.
Jürgen Braun

Studiendekan Nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft (HfWU)

Teilprojektleitung Verbraucherpräferenzen (HfWU)

Eine Frau mit braunen Haaren und einer bunten Blumenbluse ist in einer Portraitaufnahme zu sehen.

Dr. sc. agr.
Angelika Thomas

Akademische Mitarbeiterin am Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF)

Teilprojektleitung Wissenstransfer (HfWU)

Eine Frau mit blonden langen Haaren und einer schwarzen Bluse ist in einer Portraitaufnahme zu sehen.

M. Sc.
Christina Becker

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF)

Projektkoordinatorin (HfWU)

Eine Frau mit blonden Haaren, durchsichtiger Brille und einem schwarzen Blazer mit weißer Bluse drunter ist in einer Portraitaufnahme zu sehen.

M. Sc.
Denise Sperling

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Biomasse-Institut (BIT)

Projektkoordinatorin (HSWT)

Portraitfoto einer Frau mit langen braunen Haaren und braunen Augen vor einem blauen Hintergrund.

B. Sc.
Petra Hangleiter

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF)

Projektkoordination (HfWU)

Ein Mann mit kurzen blonden Harren, Vollbart sowie brauner Brille ist in einer Portraitaufnahme zu sehen.

Dipl.-Geogr.
Andreas Durst

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF)

Entwicklung Identifikatorensysteme für Artenvielfalt & Ableitung Best-Practice-Produktionsverfahren Nischenkulturen (HfWU)

Ein Porttraitbild von einem Mann mit rotbraunen Bart und dunklen kurzen Haaren vor einem grauen Hintergrund.

B. Sc.
Hans Dietz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF)

Optimierung von Anbauprotokollen zum Anbau ausgewählter Nischenkulturen (HfWU)

Ein Portraitfoto von einem Mann mit brauen Haaren und braunen Augen vor einer weißen Wand.

M. Sc.
Johannes Munz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF)

Ökonomische Bewertungen (HfWU)

Ein Portraitfoto von einem Mann mit Glatze und blauen Augen vor einem grauen Hintergrund

M. Sc.
Johannes Schiele

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Biomasse-Institut (BIT)

Geschäftsmodell-
entwicklung (HSWT)

Eine Frau mit langen blonden Haaren, blauen Haaren und einer blauen Bluse ist in einer Portraitaufnahme zu sehen.

M. Sc.
Teresa Feucht

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Biomasse-Institut (BIT)

Erprobung und Bewertung digitaler Betriebssysteme (HSWT)

Portraitfoto von einer Frau mit blonden Haaren und blauen Augen vor einem grauen Hintergrund

M. Sc.
Mareike Herrler

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF)

Analyse der Verbraucherpräferenzen und Zahlungsbereitschaft (HfWU)

Ein Porttraitbild von einem Mann mit runder dunkler Brille, braunen Haaren im Zopf getragen und grauem Anzug.

M. Sc.
Lukas Wohnhas

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Biomasse-Institut (BIT)

Betriebsübergreifende Koordination von Klima- und Artenschutzmaßnahmen (HSWT)

Kooperationen

Welche Betriebe und Institutionen sind am Projekt beteiligt?

Veranstaltungen

Welche Veranstaltungen sind geplant?

Ein zentraler Bestandteil von regiopakt ist die Vernetzung und der Informationsaustausch in der Zukunftsregion Franken-Hohenlohe. Dazu laden wir regelmäßig zu Workshops, Netzwerktreffen und Informationsveranstaltungen ein. Themengebiete der Workshops sind zum Beispiel Marketing von Nischenkulturen und Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen. Über unseren Newsletter gibt es jederzeit Neuigkeiten über das Projekt und aktuelle Veranstaltungsinformationen.